Aktuelle Engagement-Projekte: Stimmrechtsausübung bei Hauptversammlungen der OMV AG und der Athos AG; Engagementfall „Qualität der Nachhaltigkeitsratings“
Studien & Wissenswertes: Veranstaltungsreihe CRICLAB; CRIC im Dialog mit der Politik;  Fachtagung ´Entwicklungspolitische Kriterien im ethischen Investment´

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Neues zu aktuellen Engagement-Projekten

Studien & Wissenswertes    


 

Stimmrechtsausübung bei Hauptversammlungen (Österreich)

  • OMV AG (17. Mai):

Gemeinsam mit der Bankhaus Schelhammer&Schattera KAG, vertreten durch Herrn Tometschek, übte Dr. Klaus Gabriel von CRIC e.V. bei der ordentlichen Hauptversammlung der OMV AG am 17.5. das Stimm- und Rederecht aus. Die OMV AG ist in einigen Nachhaltigkeitsindizes gelistet, mehrere ethisch-ökologisch und nachhaltig ausgerichtete Investmentfonds investieren in dieses Unternehmen. Zwar ist die Erdölbranche per se keine nachhaltige Branche, dennoch gilt die OMV hier als ein Unternehmen, das zahlreiche Aktivitäten entfaltet, die aus Nachhaltigkeitssicht zu begrüßen sind.
Dennoch können Unternehmen – und auch die OMV – rasch aus Nachhaltigkeitsindizes und Fonds wieder ausscheiden, wenn sie gesellschaftlich oder ökologisch fragwürdige oder gar schädliche Aktivitäten entfalten.
Die Anfrage von Herrn Gabriel bezog sich auf eine im Nachhaltigkeitsbericht der OMV enthaltene Information zur Abtrennung und Speicherung von CO2 (Carbon Capture and Storage). Gegenüber diesem Verfahren gibt es von Seiten der Wissenschaft und von Umweltverbänden massive Bedenken. Denn neben Kosten- und Effizienzüberlegungen sprechen vor allem Sicherheitsaspekte gegen die Abtrennung und Speicherung von CO2.
Die vollständige CRIC-Anfrage finden Sie hier: Stimmrechtsausübung OMV >

Herr Tometschek regte in seiner Anfrage an, den variablen Leistungsbonus für die Vorstandsmitglieder der OMV AG künftig an die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen zu koppeln. Mehr Informationen hierzu finden Sie bei www.schelhammer.at.

In seiner Anfragebeantwortung zum Thema Abtrennung und Speicherung von CO2 betonte Vorstandsvorsitzender Rois von der OMV AG, dass dieses Verfahren derzeit in der OMV nicht angewendet wird und auch in Zukunft keine Schritte in diese Richtung geplant sind. Mehr noch: Herr Rois stellte klar, dass die OMV AG dieser Technologie ebenfalls kritisch gegenüber steht. Dies widerspricht jedoch den Aussagen im Nachhaltigkeitsbericht der OMV AG, wo bereits auf Aktivitäten in Zusammenarbeit mit dem Wirtschaftsministerium und der Montanuniversität in Leoben verwiesen wird. Wir werden die OMV AG ersuchen, zu dieser Diskrepanz Stellung zu beziehen.

  • Athos AG (24. Mai):

Im Rahmen der ordentlichen Hauptversammlung der Athos AG übte Herr Gabriel von CRIC e.V. das Stimm- und Rederecht aus. Die Athos AG ist ein börsennotiertes Immobilienunternehmen, welches sich nicht nur freiwillig einem Nachhaltigkeitsrating unterzogen hat, sondern bereits zahlreiche Aktivitäten in den Bereichen ethischer Verantwortung und nachhaltiger Entwicklung vorgenommen hat. Diese Bemühungen und Erfolge wurden von CRIC-Seite auch gewürdigt und hervorgehoben. In seiner Anfrage regte Herr Gabriel an, die Aktivitäten und die Positionierung des Unternehmens in Sachen Ethik und Nachhaltigkeit unternehmensintern stärker zu institutionalisieren und gegenüber den Aktionären und Stakeholdern besser zu kommunizieren. Als Beispiele für eine bessere Institutionalisierung von Ethik und Nachhaltigkeit nannte Herr Gabriel die Ergänzung des Anlagekonzepts der Athos AG (vgl. Athos Philosophie >) um eine fünfte Säule „Ethik & Nachhaltigkeit“, die Erweiterung des Fachbeirats um einen Ethikausschuss und die Integration konkreter Nachhaltigkeitsziele in das Leistungsprofil der Geschäftsführung. Auch die Finanzanlagen der Athos AG sowie die Kautionen der Mieter sollten nachhaltig veranlagt werden. In Bezug auf die Kommunikation der Nachhaltigkeitsaktivitäten empfahl Herr Gabriel die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts und mehr Informationen auf der Website des Unternehmens.

In seiner Anfragebeantwortung bedankte sich Vorstand Mag. Stephan Hirsch sowohl für die Anerkennung der Nachhaltigkeitsbemühungen als auch für die eingebrachten Vorschläge. Zu einigen Punkten gibt es bereits konkrete Pläne und Umsetzungen (zum Beispiel wurde in der Aufsichtsratssitzung die Etablierung eines Ethikausschusses beschlossen), zu den restlichen Punkten wird man eine Umsetzung prüfen.

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Engagementfall „Qualität der Nachhaltigkeitsratings“:

Grundlage für den sogenannten Engagementfall „Qualität der Nachhaltigkeitsratings“ ist die im Auftrag von CRIC e.V. im Rahmen der Projektgruppe Ethisch-Ökologisches Rating durchgeführte Untersuchung über „Charakter, Qualität und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsratings“. (siehe Engagement Newsletter 05_2011 > ). Ausgangspunkt war die bei der interessierten Öffentlichkeit zunehmend auf Unverständnis stoßende Tatsache, dass verschiedene am Markt etablierte Nachhaltigkeitsrating-Agenturen Unternehmen ganz unterschiedlich bewerten. – Und das obwohl alle Agenturen mit dem ausdrücklichen Anspruch auf „Nachhaltigkeit“ agieren.
Für die Untersuchung wurden zunächst fünf für den deutschsprachigen Raum bedeutende Agenturen ausgewählt und öffentlich zugängliche Informationen zu diesen zusammengetragen:

•    imug Beratungsgesellschaft mbH (D)
•    oekom research AG (D)
•    Sustainalytics GmbH (D)
•    Inrate AG (CH)
•    SAM Group Holding AG (CH)

Besonderer Fokus bildete dabei das der Tätigkeit der Agentur zugrunde liegende Nachhaltigkeitsverständnis, wie auch Fragen nach Qualitätsstandards, Transparenz und Unabhängigkeit. In einem zweiten Schritt wurden die genannten Agenturen mit den Ergebnissen dieses ersten Gangs der Untersuchung konfrontiert und haben die Möglichkeit erhalten Stellung zu beziehen und noch Daten nachzuliefern. Auf diese Weise sollten zum einen die anhand öffentlich zugänglicher Informationen entstandenen Profile der Agenturen von diesen überprüft werden, zum anderen war ein Ziel mit den Agenturen in einen Dialog zu treten. An diesem Dialog haben sich erfreulicherweise bis auf die imug Beratungsgesellschaft mbH alle Agenturen beteiligt.

Dabei zeigt die Studie, dass Nachhaltigkeitsrating- Agenturen mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen und Methoden am Markt agieren, um die (sogenannte) Nachhaltigkeit von Unternehmen (u.a.) zu bewerten und vergleichbar zu machen. Es wurde deutlich, dass die Agenturen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gelangen und sogar gelangen müssen, je nachdem, ob für sie Nachhaltigkeit ein Wert an sich bedeutet (= ethisch-ökologisches Nachhaltigkeitsverständnis) oder die Nachhaltigkeitsbewertung dazu dient, eine Prognose hinsichtlich der Finanzperformance eines Unternehmens (bzw. anderer Ratingobjekte) zu untermauern (= ökonomischer Nachhaltigkeitsansatz). Derzeit sind diese beiden extremen Pole von Ansätzen im (sogenannten) Nachhaltigkeitsrating möglich – mit entsprechenden „Schattierungen“, wie sie am Markt auch anzutreffen sind.

Besonders kritisch einzuordnen sind dabei zum einen die Agenturen, die unter dem Postulat eines wertorientierten Ansatzes nahezu völlige Intransparenz über zentrale Begriffe, Methodik und Bewertungsinhalte walten lassen und sich zugleich in besonderer Weise an Anleger/ Ratingnutzer, mit einem hohen Grad an Verantwortungsbewusstsein im ethisch-ökologischen Bereich wenden, wie kirchliche Anleger. Wenn dann bei näherer Untersuchung festgestellt werden muss, dass ein ethisch-ökologischer Ansatz im besten Fall ausschliesslich nach formalen Kriterien vorliegt, inhaltlich aber ohne Zweifel ökonomischen Präferenzen gefolgt wird, muss die Kritik besonders deutlich ausfallen.
Zum anderen sind die Agenturen kritisch zu nennen, die ganz klar einem ökonomischen Ansatz folgen, dies aber nicht transparent formulieren, so dass diese entscheidende Information für Außenstehende nur nach intensiver Recherche offen zu Tage tritt.

Es wird nach diesen wenigen Andeutungen bereits deutlich, dass es gilt, Transparenz über die Agenturen, die einen sogenannten ökonomischen Nachhaltigkeitsansatz stringent verfolgen, herzustellen. Dies konnte im Rahmen der vorliegenden Studie nur exemplarisch an einigen Agenturen vollzogen werden. Das Gleiche gilt für die Agenturen, die einen konsequent ethisch-ökologischen Ansatz zugrunde legen.

Des weiteren muss überlegt werden, wie man Agenturen, die sich bislang zwischen diesen beiden anzutreffenden Nachhaltigkeitspolen bewegen und beispielsweise einen schwach ökonomischen Ansatz verfolgen dazu motivieren und gegebenenfalls in dem Prozess wissenschaftlich begleiten und unterstützen könnte, ihr Nachhaltigkeitsverständnis zu überdenken und zu einem generellen ethisch-ökologischen Ratingansatz zu gelangen. Die ökologischen, sozialen und kulturellen Bewertungskriterien des Frankfurt-Hohenheimer Leitfadens stehen als wissenschaftliche Veröffentlichung grundsätzlich allen Agenturen zur Verfügung und könnten hier auch das grundlegende Kriteriengerüst liefern. Die je eigene Operationalisierung und Aktualisierung der Kriterien ließe den verschiedenen Ratingagenturen dennoch den nötigen Raum sich mit einem unverwechselbar eigenen Produkt am Markt zu positionieren. V.a. die Bewertungsdimension ´Kulturverträglichkeit ´, die neben den mittlerweile etablierten Dimensionen ´Umwelt und Soziales´ in der Operationalisierung bislang immer noch deutlich größere Schwierigkeiten bereitet, bietet einen interessanten und in der Bedeutung nicht zu unterschätzenden Spielraum.

So bleibt zu hoffen, dass der in dieser Studie pilotprojektartig begonnene und mit CRIC e.V. und den Agenturen weiter zu führende Dialog nicht nur eine Verbesserung der Transparenz in Hinblick auf Charakter und Qualität der Arbeit dieser Agenturen zu leisten vermag, sondern auch, dass es gelingt, sich in diesem Dialog mit den (für ein solches Vorhaben offenen) Agenturen über Inhalte, Qualität sowie die mögliche Weiterentwicklung der verschiedenen Ratingansätze auszutauschen. Dabei dürfte mit Sicherheit das Aufeinandertreffen von „Erwünschtheiten“ aus wissenschaftlicher Sicht und den Erfahrungen von Machbarkeit und Umsetzbarkeit in der Praxis einen spannenden Diskussionsrahmen bieten.

In einem Anhang finden sich ausserdem die ausschliesslich anhand öffentlich zugänglicher Informationen erstellten Profile folgender ebenfalls im deutschsprachigen Raum stark nachgefragten Agenturen:
EIRIS Ltd. (GB), ECPI S.p.A. (I), Vigeo Group S.A. (F).

Die von Dr. Claudia Döpfner und Dr. Hans-Albert Schneider durchgeführte Studie mit dem Titel: „Nachhaltigkeitsratings auf dem Prüfstand. Pilotstudie zu Charakter, Qualität und Vergleichbarkeit von Nachhaltigkeitsratings“ erscheint in Kürzein der Reihe „Geld & Ethik“ beim Altius Verlag, Erkelenz.

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Veranstaltungen zum Thema ´Engagement´ in der neuen Veranstaltungsreihe CRICLAB

Aktuell ist eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Ethos (Schweiz) in Planung, die sich hauptsächlich an kirchliche Einrichtungen in Deutschland und Österreich richtet und noch in diesem Jahr stattfinden soll. Voraussichtlicher Titel ist: „Aktives Aktionärstum als unverzichtbarer Teil nachhaltiger Geldanlagen.“



CRIC im Dialog mit der Politik: Ethische Geldanlagen fördern und einen nachhaltigen Finanzmarkt schaffen

Die Förderung von ethischen Geldanlagen und die Schaffung eines nachhaltigen Finanzmarktes bedürfen auch der Bewusstseinsbildung auf der Ebene der Politik. Aus diesem Grunde ist CRIC zurzeit in mehreren politischen Dialogen und Arbeitsgruppen aktiv: bei einem Round Table im Deutschen Bundestag wird analysiert, warum nicht mehr Menschen und Institutionen ihr Geld nachhaltig investieren, um darauf aufbauend Strategien für das Überwinden dieser Hürden und Hindernisse zu entwickeln. Weiters beschäftigt sich CRIC in der von der Heinrich Böll-Stiftung initiierten Arbeitsgruppe ‚Green Finance‘ mit aktuellen Herausforderungen im nachhaltigen Investment, u. a. mit dem Thema Engagement. Und in Österreich bildet CRIC gemeinsam mit dem Forum Nachhaltige Geldanlagen, der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik und dem Verein für Konsumenteninformation die ‚Strategiegruppe Nachhaltiger Finanzmarkt‘, wo aktuell Gespräch mit den Finanzsprechern der politischen Parteien geführt werden, um zum Beispiel eine steuerliche Bevorzugung nachhaltiger Investmentfonds zu erwirken. Der Dialog mit Vertretern politischer Parteien erweist sich in Hinblick auf die aktuell geführte Diskussion bezüglich einer neuen Rahmenordnung für den Finanzmarkt als gute Gelegenheit, Aspekte der Ethik und der Nachhaltigkeit verstärkt einzubringen.

 


Fachtagung ´Entwicklungspolitische Kriterien im ethischen Investment´ - 15.-16. September

Bei der Mitte dieses Monats von der Evangelischen Akademie Bad Boll in Kooperation mit dem Hilfswerk „Brot für die Welt“ durchgeführten Fachtagung wurde ein Forum zum Austausch über die Erfahrungen mit unterschiedlichen Strategien für ein ethisches Investment im Entwicklungsbereich geboten. Dabei versteht man unter entwicklungspolitischen Kriterien für ethische Geldanlagen beispielsweise die Einhaltung der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Menschenrechte, die Korruptionsbekämpfung oder die Gewährleistung internationaler Arbeitsnormen in den sogenannten Entwicklungsländern. Im Rahmen dieser Tagung wurde als ein Modell des ethischen Investments in diesem Bereich auch das `Shareholder Engagement: Aktive Wahrnehmung von Aktionärsrechten´ vorgestellt – durch Dr. Klaus Gabriel, CRIC e.V., in Zusammenarbeit mit Norbert Wolf von der Steyler Bank.

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