Rückblick: Ethisch-nachhaltige Immobilien-Investments

Es gibt noch viel Diskussionsbedarf. Mit dieser Erkenntnis lassen sich die Ergebnisse der Veranstaltung Ethisch-nachhaltige Immobilien-Investments sehr treffend zusammenfassen. Am 1. März hatten sich vor allem Vertreterinnen und Vertreter von Investierenden und der Finanzbranche zusammengefunden, um einen neuen, von CRIC e.V. und der KlimaGut Immobilien AG entwickelten Leitfaden für ethisch-nachhaltige Immobilien-Investments kennenzulernen und dann anhand ausgewählter Themenbereiche zu diskutieren.

Vorstellung des Leitfadens für ethisch-nachhaltige Immobilieninvestments

Erster Programmpunkt war damit die Präsentation des Leitfadens für ethisch-nachhaltige Immobilieninvestments – Ein Überblick zu Kriterien und Bewertungsinstrumenten für Deutschland durch einen der Autoren, Fabian Tacke von der KlimaGut Immobilien AG. Er startete seinen Vortrag zur Veranschaulichung der Bedeutung des Themas mit folgenden eindrucksvollen Zahlen aus Europa: der tägliche Flächenverbrauch beträgt 455 Fußballfelder, der Anteil der Gebäude an der Endenergie beläuft sich auf 40 Prozent und an den CO2-Emissionen auf 30 Prozent, über 70 Prozent der Menschen leben mittlerweile in Städten und Beton trägt bis zu neun Prozent zu den CO2-Emissionen bei.

Zunächst wies Fabian Tacke darauf hin, dass die Nachhaltigkeit von Gebäuden vor allem aus der Betrachtung des gesamten Lebenszyklus, und nicht nur einzelner Perioden, entsteht. Daraufhin stellte er die zehn Perioden des Immobilienzyklus vor, um dann auf einzelne der insgesamt 49 identifizierten Nachhaltigkeitskriterien einzugehen. Insbesondere hob er auch diejenigen Kriterien hervor, denen nach der Analyse, die dem Leitfaden zugrunde liegt, bislang wenig oder kaum Berücksichtigung finden. Dies betrifft etwa den ganzen Komplex der Finanzierung, aber vor allem auch Aspekte wie Gemeinwohlorientierung und Sozialverträglichkeit und die CSR beteiligter Akteure, etwa des Architekten oder des Nutzers bzw. Mieters.

Nutzungsprofil und Betriebskonzepte

Eines der ersten ausgewählten Aspekte ethisch-nachhaltiger Immobilieninvestments, die im Rahmen der Veranstaltung beleuchtet werden sollten, war das Thema Nutzungsprofil und Betriebskonzepte. Axel Wilhelm von imug rating stellte hierbei zunächst auf die Bewertung der CSR von allen am Immobilienzyklus beteiligten Akteuren ab, um dann über klassische nachhaltige Anlagestrategien, etwa Ausschlusskriterien, den Bogen zum imug Immobilienmonitor zu spannen. Hierbei finden auch Aspekte Berücksichtigung, die sich konkret auf das Thema Nutzungsprofil und Betriebskonzepte beziehen.

Gemeinwohlorientierung und Sozialverträglichkeit

Thomas Knorr-Siedow, Stadtsoziologe und Stadtplaner, widmete sich in der nächsten Präsentation dem Thema Gemeinwohlorientierung und Sozialverträglichkeit. Er veranschaulichte das Thema der Inklusion und des gesellschaftlichen Wandels anhand konkreter Immobilienprojekte, um dann noch auf Fragen des Bauens, des Landes, der Träger sowie der Finanzierung einzugehen. Bei letzterem hob er insbesondere eine potentiell positive Rolle von Stiftungen als Kooperationspartner für innovative Immobilienprojekte hervor.

Boden- und Flächeneffizienz

Dr. Ulrich Kriese von der Stiftung Edith Maryon und außerdem engagiert beim Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. informierte über das Thema Boden- und Flächeneffizienz. Als die Auswirkungen von Boden- und Flächenverbrauch nannte er insbesondere den Boden- und Biotopverlust durch Versiegelung, den Verlust der Versickerungskapazität sowie klimatische und ggf. ästhetische Beeinträchtigungen. Der Flächenverbrauch macht sich durch Landschafts- und Biotopzerschneidung sowie Zersiedlung bemerkbar, die ihrerseits auf die Biodiversität einwirken und das Landschaftsbild beeinträchtigen und damit auch hohe Folgekosten und mangelnde Wirtschaftlichkeit nach sich ziehen. Als Möglichkeiten der Vermeidung nannte Herr Dr. Kriese die effizientere Nutzung oder Bebauung von Flächen mit Erbbaurechten im Innenbereich und innerhalb des Siedlungszusammenhangs.

Podiumsdiskussion

An die Vorträge folgte die Podiumsdiskussion, bei der neben Thomas Knorr-Siedow und Dr. Ullrich Kriese auch Dr. Nicole Braun (Catella Real Estate AG) und Dr. Helmut Matthey (Evangelische Ruhegehaltskasse) für die Seite der Vermögensverwaltung bzw. der Investierenden teilnahmen. Moderator war Tobias Stieber (Triodos Bank und Immovielien). 

In der Diskussionsrunde zeigte sich schnell, dass beim Thema der Immobilieninvestments im Gegensatz zu anderen Asset-Klassen, beispielsweise Aktien, noch vieles brachliegt und zu entwickeln ist. So erfordern bestimmte Aspekte, bei denen Zielkonflikte auftreten können – beispielsweise bei den Faktoren Nutzerzufriedenheit und Flächeneffizienz – noch eingehendere Debatten und ggf. Kriterien. Zudem ist es möglich, von anderen Ländern zu lernen, etwa von der Schweiz, wo die dortigen Pensionskassen nachhaltige Immobilieninvestments tätigen, oder von den USA, in denen es Investoren gibt, die sich auf die Revitalisierung von Industriebrachen konzentrieren. 

Insgesamt waren sich alle einig, dass sich ohne einen Wandel der Investorenseite wenig ändern wird. Hierfür kommen grundsätzlich zwei unterschiedliche Strategien in Fragen, die sich idealerweise gegenseitig ergänzen und befruchten können: Die großen Volumina an Investitionen mit standardisierten und detaillierten (Mindest-)Kriterien erreichen und mit kleineren Akteuren, etwa Stiftungen, zu experimentieren und innovative Projekte umsetzen. 

Ein Beitrag könnte sein, von den Investoren ganz konkret die Anwendung von Kriterien einzufordern. Dem muss auch nicht die Tatsache entgegenstehen, dass Investoren häufig nur im Immobilienzyklus der Bewirtschaftung das Objekt halten. Hier wäre es denkbar, die Punkte und Möglichkeiten des Einflusses für diese Phase herauszuarbeiten und zu benennen. Abschließend gab es aus dem Podium mahnende Worte, die den Faktor der Zeit ins Gedächtnis riefen und dazu aufriefen, die Diskussion zu vertiefen und „harte“ Kriterien für Immobilieninvestments zu entwickeln.

Anmerkungen, Ergänzungen, Diskussionsbeiträge und Anregungen zum Thema uns speziell zu unserem Leitfaden sind herzlich willkommen (bitte an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!). 

Der Leitfaden zum Download:

Die Präsentationen zum Download:

Medienresonanz:

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Von links nach rechts: Fabian Tacke (KlimaGut Immobilien AG), Thomas Knorr-Siedow (BTU Cottbus und UrbanPlus Droste & Partner), Dr. Nicole Braun (Catella Real Estate AG), Dr. Ulrich Kriese (Stiftung Edith Maryon und NABU e.V.), Dr. Helmut Matthey (Evangelische Ruhegehaltskasse), Tobias Stieber (Triodos Bank und Immovielien), Gesa Vögele (CRIC e.V.).

 

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