Rückblick: Nachhaltiges Investieren in Afrika

 Afrika – unser großer Nachbarkontinent ist für viele auch heute noch nicht viel mehr ein weißer Fleck auf der Landkarte. Für manche steht der Kontinent mehr als alles andere für Armut, Korruption und Bürgerkriege. Doch sind viele afrikanische Gesellschaften teilweise von einer starken Dynamik und einem wirtschaftlichen Aufschwung geprägt. Dies begründet auch den Slogan des „Chancenkontinent Afrika“, der in den letzten Jahren das veraltete Bild eines rückständigen Kontinents weitgehend zu verdrängen beginnt.

 Aufgrund der aktuell bestehenden globalen Herausforderungen – Stichwort Klimawandel – und der Erfahrungen mit dem Wirtschaftswachstum in den westlichen Staaten, dessen Preis nicht nur die Natur, sondern auch vor allem die Menschen des Globalen Südens bezahlen müssen, hat CRIC sich in Kooperation mit dem Frankfurter Finanzethischen Forum bei der Konferenz Nachhaltiges Investieren in Afrika am 22. und 23. November im Giebelsaal des Haus am Dom unter anderem mit folgenden Fragen befasst:

  •  Welche Chancen bestehen und welche Herausforderungen?
  •  Wie müssen die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Finanzierung von Entwicklung gestaltet sein?
  •  Was sind beispielhafte Projekte? 

Die Veranstaltung wurde von den jesuiten weltweit unterstützt.  

Eine nachhaltige Agenda in Afrika finanzieren

Die Vorabendveranstaltung der Konferenz am 22. November begann mit einer Zuschaltung von David Ashiagbor, Chief Financial Sector Strategy Officer der African Development Bank in Abidjan, Côte d’Ivoire, der die Entwicklungsstrategie der Bank vorstellte. Insbesondere nahm er Bezug auf den Bereich Finanzen und Nachhaltigkeit und die Bedeutung der Partnerschaft mit Europa.

Um im Anschluss daran direkt die europäische Position dazu darzustellen, hielt Heike Freimuth, Vertreterin der Europäischen Investitionsbank, einen einleitenden Vortrag zu deren Afrika-Strategie in Bezugnahme verschiedener Nachhaltigkeitskriterien, wie den SDGs der Vereinten Nationen und den Werten der EU. In einem kurzen Videobeitrag stellte sie außerdem ein Projekt in Ghana vor, welches von der EIB gefördert wird.

In der anschließenden Podiumsdiskussion mit Mirabell Mayack (African Investment Intelligence), Irene Knoke (Südwind) und Daniel Schönwitz (Journalist und Autor von Africa First!) diskutierte Heike Freimuth zu der Rolle privater und öffentlicher Akteure im Bereich des ethisch-nachhaltigen Investierens in Afrika. Mirabell Mayack zeigte sich dabei als Brückenbauerin zwischen Afrika und Europa, die dafür plädiert, mehr von der afrikanischen Perspektive anzuerkennen und anzunehmen. Für Daniel Schönwitz stellt Afrika für Europa einen wichtigen Partner dar. Eine Kooperation auf Augenhöhe sei für die beiden Kontinente auf die lange Sicht nicht nur aufgrund der aktuell bestehenden globalen Herausforderungen unerlässlich, sondern auch im Interesse beider Akteure. Irene Knoke brachte in die Diskussion mit einem etwas kritischeren Blick auf die Chancen und Möglichkeiten privater Investitionen in Bezug auf deren Nachhaltigkeit die Perspektive einer zivilgesellschaftlichen Organisation ein, die sich seit mehreren Jahrzehnten in Afrika engagiert.

Für einen besonderen Impuls sorgte im Rahmen der Diskussion eine Frage aus dem Publikum, die darauf abzielte, wie in Afrika ein dauerhaftes Unternehmertum entstehen könne. Irene Knoke dazu: „In Afrika ist das Unternehmertum schon viel dynamischer als bei uns.“ Was fehle, sei der Zugang zu Krediten, die es diesen ermögliche, ihr Business weiter aufzubauen. Mirabell Mayack verwies in Reaktion auf bestehende informelle Formen der Kreditvergabe im privaten Kreis wie etwa die Tontine in Kamerun, die im frankophonen Afrika für viele leichter zugänglich seien als regulierte Kreditformen. Die Podiumsdiskussion moderierte Dr. Hildegard Scheu von WEED.

 

Nachhaltiges Investieren in Afrika

Das Hauptprogramm der Konferenz am 23. November begann nach einleitenden Worten des CRIC-Vorstandsmitglieds Dr. Klaus Gabriel und der Geschäftsführerin Gesa Vögele mit einem Vortrag vom CRIC-Mitglied Dr. Ndidi Nnoli-Edozien zum Thema Corporate Social Responsibility und der Betonung der Wichtigkeit von Nachhaltigkeit in diesem Bereich. Dabei setzte sie einen besonderen Schwerpunkt auf die von ihr entwickelte 7Pillars-Methode, die herausragende Rolle von Kultur darin und die mangelhafte Risikobewertung afrikanischer Investments von europäischer Seite. Außerdem stellte sie zwei ihrer Projekte – CircularLagos und Rising Tide Africa – vor.

Im Anschluss an ihre Präsentation stellte Dr. Ndidi Nnoli-Edozien Abimbola Ogunbanjo, Vertreter der Nigerian Stock Exchange, und Feyi Olubodun, Managing Partner von Open Squares Africa, vor. Beide waren aus Lagos zugeschaltet. Abimbola Ogunbanjo sprach über das Engagement der Börse im Rahmen der Sustainable Stock Exchange Initiative und den Beitrag, den Green Bonds zur Finanzierung von Projekten im Bereich Infrastruktur in Nigeria leisten können. Direkt danach kam Feyi Olubodun auf die Leistung, die Kultur für die Nachhaltigkeit erbringen kann, zu sprechen. Ein anschließendes Q&A wurde von Dr. Ndidi Nnoli-Edozien moderiert und brachte eine aufschlussreiche Diskussion, etwa über die Rolle und Nutzung von Daten, hervor.

Nach einer kurzen Pause wurde im Rahmen einer Podiumsdiskussion über Wandel, Entwicklungen und Handlungsoptionen auf dem Chancenkontinent Afrika diskutiert. Die Panellisten waren Thomas Kilian von jesuitenweltweit, Dr. John Njenga Karugia von der Humboldt-Universität Berlin, Dr. Till Wahnbaeck, Gründer und CEO von Impacc gGmbH und Dr. Ndidi Nnoli-Edozien. Moderiert wurde die Diskussion von Gesa Vögele. Themen in der Diskussion waren eine nachhaltige Industrialisierung in Afrika und die Rolle von Wissenstransfers und Globalisierung. Um die Diskussion etwas interaktiver zu gestalten, wurden die Zuschauerinnen und Zuschauer im Vorfeld über ein Umfragetool nach den Chancen gefragt, die sie mit dem afrikanischen Kontinent verbinden. Jugend, Unternehmergeist und Aufbruch sind nur einige der Schlagworte, die hier genannt wurden.

Das Nachmittagsprogramm startete mit einem interaktiven Beitrag von Dr. Harrison Kalunga Mwilima, der als Journalist unter anderem für die Deutsche Welle tätig ist und an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin doziert. Schwerpunktmäßig ging es um traditionelle afrikanische Philosophien und Bräuche, die als Inspiration für eine nachhaltige Agenda in Afrika, aber auch in Europa dienen können. Die Ergebnisse dieser Interaktion finden Sie hier.

Im Anschluss erhielten die Zuschauer kürzere Inputs in Form von Präsentationen über Praxisbeispiele.

  • Batya Blankers von Chancen International berichtete über ein Projekt, bei dem jungen Menschen in Ruanda durch ein nachhaltiges Vergabeverfahren von Krediten ein Studium ermöglicht wird.
  • Dr. Moritz Isenmann stellte das Gesamtkonzept und einzelne Projekte von der Invest in Visions GmbH zur Finanzierung der Elektrifizierung und der finanziellen Inklusion in Subsahara-Afrika vor. Ein Fokus lag dabei auf einem Projekt in Tansania.
  • Benedikt Hoffmann, Mitgründer der AfriKairos GmbH, präsentierte ein Investmentprojekt im Bereich Online-Retailing, das im Rahmen der Growing Businesses Foundation in Nigeria finanziert wurde und sich seitdem sehr erfolgreich auf dem nigerianischen Markt etabliert hat.
  • Barbara Rademaker von Oikocredit wurde aus den Niederlanden zugeschaltet und schilderte uns ihre Erfahrungen mit einem Investmentprojekt im Teesektor Ruandas, mit tiefgehenden Erläuterungen zu bestehenden Herausforderungen entlang der Lieferkette und Möglichkeiten der Mikrofinanzierung in diesem Bereich.

Nach einer weiteren kurzen nachmittäglichen Pause informierte uns Chigozie Nweke-Eze vom Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam im Rahmen eines Vortrages zu der Energieversorgung Kenias und seiner Forschung dort zu aktuellen Entwicklungen im Bereich der Investitionen in erneuerbare Energien und den Herausforderungen, die durch groß skalierte Projekte in diesem Bereich vor Ort entstehen.

Die letzte Podiumsdiskussion im Rahmen der Konferenz drehte sich um das Thema Investieren Konkret – Chancen und Herausforderungen. Es diskutierten Batya Blankers, Judith Helfmann-Hundack, die als Scout for Development vom BMZ zur PHINEO gAG entsandt, Benedikt Hoffmann und Chigozie Nweke-Eze, allesamt ExpertInnen mit Praxiserfahrung im Bereich der Umsetzung von Investitionen vor Ort, die gerne Ihre Kenntnisse einbrachten, um über Herausforderungen und Probleme, aber auch Möglichkeiten zu berichten, die beim Investieren auf unserem südlichen Nachbarkontinent aufkommen. Moderiert wurde die Diskussion von Katharina Lange vom Institute for Social Banking.

Abschließend fasste Dr. Harrison Kalunga Mwilima die im Laufe der Veranstaltung gesammelten Ideen und Anregungen für ein künftiges Engagement von CRIC zu dem Thema aus dem Publikum zusammen und rundete die Konferenz damit ab. Darunter fanden sich viele konstruktive Vorschläge wie die Zusammenarbeit zwischen afrikanischen und deutschen Unternehmern zu fördern, Positivbeispiele und Perspektive aufzuzeigen und mit Forschung, Veröffentlichungen und Veranstaltungen den Diskurs zu bereichern.

Wie Sie aus dem Rückblick auf die Konferenz entnehmen können, hat CRIC versucht, eine möglichst große Bandreite an Themen im Bereich der nachhaltigen Investments in Afrika abzudecken. 

Falls Sie nicht die Gelegenheit hatten, an der Veranstaltung teilzunehmen, oder sich einzelne Diskussionen oder Vorträge erneut anschauen möchten, bieten wir Ihnen gerne an, Links zu den Aufzeichnungen der beiden Veranstaltungen zur Verfügung zu stellen. Bei Interesse möchten wir Sie bitten, eine Anfrage an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu stellen. 

Wir möchten Ihnen gerne einige der Präsentationsfolien der ReferentInnen zur Verfügung stellen. Diese können Sie hier einsehen und herunterladen:

Außerdem laden wir Sie herzlich dazu ein, sich das im Vorfeld der Konferenz mit Dr. Ndidi Nnoli-Edozien geführte Interview durchzulesen. Zugang dazu erhalten Sie hier.

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