Was wir lesen: Von nachhaltigen Waffen, gar nicht moderner MPT und Datenfetisch

Dieses Mal verweisen wir in dieser Rubrik auf drei Artikel, die sich mit der (sozialen) Taxonomie, dem Konzept "Universal Ownership" und einmal mehr mit der Reflektion zu den Themen Daten, Information und Quantifizierung befassen. 

Sind nach Atomkraft und Gas auch Rüstungsgüter bald ‚grün‘? fragt der "Luftikus" im schweizerischen FuW und konstatiert: „Nicht die Welt wird immer nachhaltiger, sondern die Definition davon, was alles nachhaltig ist, umfasst bald die ganze Welt.“ Die Polemik nimmt die Versuche der Rüstungsindustrie, als nachhaltige Wirtschaftstätigkeit in die aktuell in der Diskussion befindliche soziale Taxonomie aufgenommen zu werden aufs Korn und endet mit der Überlegung:

„Um den Kreis von der Atom- zur Rüstungsbranche noch zu schliessen, könnte die EU-Taxonomie ja dann auch Atomwaffen noch aufnehmen.“ Und weiter: „Nebst der Übergangs- und der Grundlagentechnologie braucht es vielleicht auch eine Untergangstechnologie, um die Netto-Null-Ziele zu erreichen.“

In dem Beitrag Long term matters: ISSB, please don’t choose to play small für IPE geht es um große Themen wie den Klimawandel, Makroökonomie und Demokratie. Raj Thamotheram, Senior Adviser der NGO Preventable Surprises, argumentiert dort, dass die in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstandene Modern Portfolio Theory (MPT) erheblich weiterentwickelt oder ersetzt werden müsse. Warum? Weil sie nicht berücksichtigt, dass Investoren kollektiv systemische Risiken – und hier stehen laut Autor Klimawandel und Makroökonomie in enger wechselseitiger Beziehung – beeinflussen können.

Mehr noch: Laut Raj Thamotheram hat die MPT zum Primat des Shareholder Value und zur Vereinnahmung der Politik durch Unternehmen geführt und damit auch dazu beigetragen, die Demokratien zu unterhöhlen. Der neue Ansatz – Universal Ownership – habe eher den Wert des gesamten Marktes im Blick, anstatt sich auf seine einzelnen Komponenten zu konzentrieren. Damit seien eben zugleich intergenerationelle sowie Nachhaltigkeits-Belange angesprochen. Und um diesen Ansatz zu stärken, kann nach dem Dafürhalten des Autors das 2021 eingerichtete International Sustainability Standards Board (ISSB), übrigens mit Hauptsitz in Frankfurt am Main, einen Beitrag leisten. 

CRIC verwies in der Rubrik Was wir lesen bereits auf interessante Beiträge zu Daten und Quantifizierung – Themen, die Debatten rund um Sustainable Finance aktuell sehr stark bestimmen. Als philopsophisch-reflektierende Annäherung an das Thema aus einer Metasicht heraus sei daher auf eine Buchbesprechung mit dem Titel Why Data Isn’t Divine verwiesen, die viel Bedenkenswertes enthält. Um zum Lesen anzuregen, sei dieses Zitat angeführt: “The fetish for data creates a reality distortion field where spreadsheet data seem more real than reality, and whatever isn’t in the numbers is pushed offstage.” 

In der Rubrik Was wir lesen ist bereits erschienen:

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