Am 2. Dezember 2021 fand die zweite Veranstaltung der CRIC-Reihe Engagement-Dialoge statt, die sich mit den Dialogstrategien von Investoren und Vermögensverwaltern aus Sicht von Unternehmen beschäftigt hat. Grundlage hierfür war eine Umfrage, die CRIC e.V. gemeinsam mit dem NKI - Institut für nachhaltige Kapitalanlagen unter börsenorientierten Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz durchgeführt haben. Rolf Häßler (NKI) präsentierte die Umfrage-Ergebnisse. Im Anschluss gab Thomas Forstner-Sonne (Siemens Energy) einen Einblick in die Perspektive der Unternehmen.
Die Ergebnisse der Umfrage
Zunächst stellte Rolf Häßler die wichtigsten Fragestellungen vor: Was haben Unternehmen in den vergangenen Jahren mit Engagement-Strategien für Erfahrungen gemacht? Welche Wirkung gibt es auf eine nachhaltige Entwicklung und welchen Beitrag können Dialog-Strategien dabei leisten?
Als Ausgangssituation für nachhaltige Anlagestrategien stünde eine Toolbox zur Verfügung, die neben den beiden Dialog-Strategien die Ansätze Ausschlüsse, normbasiertes Screening, ESG-Integration, Best-in-Class, nachhaltige Themenfonds und Impact Investment beinhaltet. Ausschlusskriterien seien heute noch das Einstiegsmodell für nachhaltige Kapitalanlagen. Die Dialog-Strategien “Engagement” und “Stimmrechtsausübung” platzierten sich aktuellen Marktstatistiken zufolge im Mittelfeld, wobei diese in den letzten Jahren an Volumen zugelegt hätten.
Für die Umfrage seien Unternehmen ausgewählt worden, die in wichtigen Aktienindizes in Deutschland, Österreich und der Schweiz notiert seien. Von 205 angefragten Unternehmen hätten 37 teilgenommen. Rolf Häßler verwies darauf, dass eine ähnliche Umfrage 2015 mit dem FNG stattgefunden hat, was die Verfolgung der Entwicklungen ermöglicht habe.
Als erste wichtige Erkenntnis der Umfrage nannte er, dass der Dialog mit nachhaltigen Investoren heute zum Alltag von Unternehmen gehöre. Dies zeige sich daran, dass 95 Prozent der Unternehmen bejahten, dass ESG-Themen in den letzten drei Jahren von Investoren angesprochen wurden. Dies sei deutlich häufiger im Rahmen von Investorengesprächen als auf Hauptversammlungen passiert.
Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass Investoren in diesen Gesprächen konkrete Forderungen stellten. Die wichtigsten Themen seien im Bereich Governance (v.a. Diversität in Führungsgremien, Maßnahmen gegen Korruption, Steuerehrlichkeit, verantwortliches Lobbying, Vergütung) gewesen, gefolgt von Umwelt (v.a. Klimaschutz, Anpassung an den Klimawandel) und Soziales (v.a. Menschen- und Arbeitsrechte im Bereich der Lieferkette, Umgang mit Arbeitnehmenden).
Etwa zwei Drittel gaben an, dass das Unternehmen unmittelbar auf die Gespräche reagiert und Maßnahmen umgesetzt habe. Dies sei erheblich mehr als noch im Jahr 2015. Ebenfalls zugenommen habe der Anteil der Maßnahmen, die auf konkrete Forderungen zurückgingen.
Eine weitere Frage betraf den Einfluss von nachhaltigen Investoren unabhängig von den unterschiedlichen Tools. 30 Prozent gaben an, dass die Forderungen die Gesamtstrategie der Unternehmen beeinflussen würde (2015: 6%). Drei Viertel gaben außerdem an, dass das Nachhaltigkeits- und CSR-Management direkt davon beeinflusst würde.
In Bezug auf den Einfluss der einzelnen Instrumente aus Sicht der Unternehmen wurde am häufigsten Engagement, gefolgt von Stimmrechtsausübung und Best-in-Class-Ansätzen genannt. Ausschlusskriterien landeten auf dem letzten Platz. Knapp 98 Prozent gingen davon aus, dass in Folge aktueller Regulierungsmaßnahmen Investoren-Anfragen zu ESG-Themen künftig zunehmen werden.
Rolf Häßler betonte in seinem Fazit noch einmal, dass der Dialog mit nachhaltigkeitsorientierten Investoren heute alltäglich sei. Viele nachhaltige Investoren würden heute konkrete Forderungen stellen und zwei Drittel der Unternehmen reagierten unmittelbar mit konkreten Maßnahmen darauf. Dialogstrategien hätten sich als besonders wirkungsmächtiges Instrument etabliert.
Die Unternehmensperspektive: Siemens Energy
Im zweiten Vortrag berichtete Thomas Forstner-Sonne über die Praxiserfahrungen von Siemens Energy. Auch die Gesamtstrategie von Siemens Energy würde von Dialogen beeinflusst werden. Er betonte zudem, dass Nachhaltigkeit integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie und der “Company Story” sei.
Das Unternehmen setze auf zwei Hauptdialoge: die ESG Roadshows und Corporate Governance Roadshows. Diese würden zweimal jährlich stattfinden. Als wichtige Aspekte für Siemens Energy stellte Forstner-Sonne daneben folgende heraus: Zuständigkeiten bezüglich Nachhaltigkeit sowie Inklusion und Diversität seien fest verankert im Vorstand, es gäbe eine dedizierte Abteilung zum Thema Nachhaltigkeit, Nachhaltigkeit sei fester Bestandteil der Quartalsberichte, aktuell fände eine Studie zur ESG-Wahrnehmung statt, der Nachhaltigkeitsbericht habe einen hohen Stellenwert und die Interaktion mit ESG Rating Agenturen sei wichtig.
CRIC bedankt sich bei allen, die teilgenommen haben und besonders bei den beiden Referenten, die im Anschluss an die Vorträge Fragen beantworteten.
Mitschnitt und nächster Engagement-Dialog
Die Veranstaltung ist aufgezeichnet worden. Wir bitten darum, bei Interesse daran eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu senden. Wir schicken Ihnen den Link dann gerne zu.
Herzlich einladen möchten wir zur Twitter-Pressekonferenz ein, bei der der Bericht “status quo analysis on actors and the socio-regulatory environment of engagement” in Kooperation mit Sri Event live vorgestellt wird. Save-the-Date: 30. März 2022 um 10 Uhr (verschoben - sollte ursprünlich am 28. Februar stattfinden).
Den Rückblick des ersten Engagement-Dialogs finden Sie hier.
Alle CRIC-Veranstaltungen im Überblick gibt es hier.
Die Präsentationen und weiterführende Informationen:
- Erfahrungen von Unternehmen mit Dialogstrategien in der nachhaltigen Kapitalanlage. Ergebnisse einer Umfrage unter deutschen, österreichischen und Schweizer Unternehmen
- Die Präsentation von Siemens Energy
- Die Pressemitteilung als PDF-Dokument
- CRIC: Nachhaltige Finanzen. Mit aktivem Aktionärstum und Engagement Wandel bewirken
- CRIC: Sustainable Finance-Beirat fordert rechtliche Basis für kollaboratives ESG-Engagement