„Ich fühle mich an der Schnittstelle von profitorientierter und gemeinwohlorientierter Welt – oder auch: Wirtschaft und Demokratie‘ – zuhause“
Organisationsentwicklung, Bildung und das ethisch-nachhaltige Investment sind seine Themen: Dr. Moritz Kilger, der zu einem finanzmarktregulatorischen Thema promoviert hat und umfangreiche Stiftungserfahrung vorweisen kann, komplettiert ab sofort das Team der CRIC-Geschäftsführung. In Drei Fragen an spricht er über seine Erwartungen und Pläne.
CRIC: Sie haben zum Thema "Integration und Regulierung der Finanzmärkte der EU“ promoviert. Was hat Sie damals dazu bewogen, sich mit dieser Fragestellung zu befassen?
Dr. Moritz Kilger: Ich hatte mich in meinem Studium mit der Europäischen Währungsintegration befasst und es war spannend zu sehen, wie sich die EU auf den Weg macht, den liberalisierten Finanzmärkten aufsichtsrechtliche Institutionen und Strukturen an die Seite zu stellen. Just nach Fertigstellung meiner Dissertation ereignete sich die Finanzkrise 2008 und lange Zeit ist dann nichts passiert. Aber seit zwei bis drei Jahren hat man den Eindruck, dass die EU, unter dem Signum der Nachhaltigkeit, ernsthaft bestrebt ist, das Treiben an den Finanzmärkten wieder näher an die Idee einer an Gemeinwohl orientierten Ökonomie heranzuführen.
CRIC: Sie starten mit Beginn des Novembers 2021 Ihre Arbeit bei CRIC. Welche besonderen Themen bringen Sie vor dem Hintergrund Ihrer Erfahrungen ein?
Dr. Moritz Kilger: Ich fühle mich an der Schnittstelle von profitorientierter und gemeinwohlorientierter Welt – oder auch ‚Wirtschaft und Demokratie‘ – zuhause: Beispielsweise machen Bildungsprozesse, Fragen der Chancengerechtigkeit benachteiligter Gruppen, Management von NPOs meinen Erfahrungshorizont ebenso aus wie internationale Erfahrungen, das Handeln als (nachhaltiger) institutioneller Investor, Strategie- und Organisationsentwicklungsprozesse oder der Themenkomplex ‚Sustainable Finance‘ als solcher. Ich hoffe, dass ich möglichst viel davon zum Nutzen von CRIC und seiner Mitglieder einbringen kann!
CRIC: Wenn Sie in die Zukunft blicken: Welchen besonderen Beitrag kann CRIC für eine nachhaltige Entwicklung spielen und wie sehen Sie allgemeine die Rolle von Sustainable Finance?
Dr. Moritz Kilger: Gehen wir einmal davon aus, dass die neue Bundesregierung das Ansinnen weiterverfolgt, Deutschland zu einem führenden Sustainable-Finance-Standort zu entwickeln. Dann sind mindestens zwei Dinge wichtig: Zum einen gehört der Wissensaufbau im Sinne einer Bildungsoffensive entscheidend zu dieser Entwicklung, zum anderen gilt es, in diesen Prozess die Kernanliegen einer ethisch-nachhaltigen Kapitalanlage dauerhaft zu verankern. Auf beiden Gebieten kann CRIC aufgrund seiner Erfahrung, seiner Mitglieder und der handelnden Personen maßgeblich zum Erfolg beitragen.
Dr. Moritz Kilger ist ab sofort unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu erreichen. Die Fragen stellte CRIC-Mitglied der Geschäftsführung Gesa Vögele.
Bereits erschienen in der Reihe Drei Fragen an sind:
- Drei Fragen an CRIC-Praktikantin Julia Wolf: Die Klimabewegung und die weltweit wachsende Ungleichheit bestärkten mich, Annahmen und Modelle zu hinterfragen
- Drei Fragen an CRIC-Vorstand Dr. Kevin Schaefers: Die neue EU-Regulatorik wird das Thema enorm vorantreiben
- Drei Fragen an CRIC-Tank-Mitglied Rolf Ostmann: Hier gibt es Leute, die tiefer bohren
- Drei Fragen an CRIC-Vorstand Patrice Baumann: Ethik und Nachhaltigkeit müssen zu gelebten Werten werden – besonders in der Bankenwelt
- Drei Fragen an den CRIC-Vorstandsvorsitzenden David A. Reusch: „Renditen“ wie Gerechtigkeit, Schönheit, Glück oder Zufriedenheit
- Drei Fragen an CRIC-Vorstand Michael Diaz: Die Finanzmarktrationalität wird für ethisch-nachhaltige Fragestellungen aufgebrochen
- Drei Fragen an CRIC-Vorstand Dr. Karin Bassler: Darum muss der aus klimapolitischen Gründen nötige Strukturwandel sozial gerecht vonstattengehen